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Sicherheitsaspekt S-Pedelec

Ein Crashtest der Unfallforschung der Versicherer (UDV) mit Elektrofahrrädern schlägt Anfang April mediale Wellen. Videos zeigen wie Dummies auf schnellen Pedelecs gegen Autos oder langsamere Mit-Fahrradfahrer prallen. Die Schlussfolgerungen sind jedoch nicht genügend abgegrenzt.
 

 
Die Videos zeigen, dass bei den erhöhten Geschwindigkeiten, die mit S-Pedelecs möglich sind, besonders die Radfahrer selbst gefährdet sind. Bei Aufprallunfällen kann es zu schweren Kopfverletzungen kommen. Ähnliche Schlüsse hat die Dekra schon 2010 gezogen und eine Helmpflicht für die schnellen Elektroräder gefordert.

Der Pressemitteillung des Gesamtverbandes Deutscher Versicherungswirtscaft (GDV) folgte eine ausführliche mediale Berichterstattung, bei der allerdings oft die Unterscheidung zwischen schnellen und regulären Pedelecs sowie E-Bikes sensationshungrig außer Acht gelassen wurde.

Neue Fahrzeugklasse
Der GDV zieht aus den Videos die Forderung nach einer neuen Fahrzeugklasse für schnelle Pedelecs "mit sinnvollen technischen und zulassungsrechtlichen Regelungen, z. B. Höchstgeschwindigkeit 30 km/h, max. 500 W-Motor, Versicherungskennzeichen, Mofa- Prüfbescheinigung, Fahrradhelm und Klingel statt Hupe", so der UDV in seiner Pressemitteilung.

Übersehen wird, dass es eine ähnliche Regelung schon gibt. S-Pedelecs unterliegen der Zulassungspflicht für Kleinkrafträder, d.h. man braucht ein Versicherungskennzeichen, Führerschein, Rückspiegel und mehr. Die Geschwindigkeit, bis zu der unterstützt wird, ist bei den zugelassenen Modellen auf 45 km/h begrenzt, die Motorleistung auf 1 kW. Was fehlt ist in der Tat die Helmpflicht.

Bisher kann man Elektrofahrräder, die bis 45 km/h unterstützen, wenn man tritt, und nicht über 20 km/h ohne zu treten, ohne Helm fahren. Für alle Fahrzeuge, die über 20 km/h rein motorisch unterstützen, gilt Helmpflicht.

Neuer Nachdruck für alte Forderungen
Die Forderungen des GDV sind nicht neu. Seit Jahren wird in Deutschland immer wieder über eine allgemeine Helmpflicht für alle Radfahrer diskutiert.
Interessant ist vor allem der Videohinweis, dass sich durch die neuen Geschwindigkeiten Kollisionen zwischen Radfahrern und Elektroradfahrern ergeben können. Allerdings dürfen die geprüften S-Pedelecs nur auf der Straße gefahren werden und nicht auf Radwegen.

Auch hier trifft die Warnung auf eine von Radverbänden lang gehegte Überzeugung, die nicht erst mit Pedelecs aufkam, dass Radwege und deren Benutzung, bzw. Räder auf der Straße besonderer Aufmerksamkeit und ggf. Umbau bedürfen. Mit immer mehr Radfahrern auf den Straßen und Wegen reichen Radwege, so vorhanden, oft kaum noch aus. Forderungen, Radfahrer auf den Straßen zuzulassen und sie so von Fußgängern zu trennen und für Autofahrer besser sichtbar zu machen, werden selten gehört.

S-Pedelecs und selbst reguläre Pedelecs sind in Deutschland außerdem noch so neu, dass Stadtplaner und Prüfer noch nicht ausreichend mit ihnen rechnen. Hier setzt sich die Tendenz der "Autofahrernation", Zweiräder im Straßenbild kaum zu berücksichtigen, fort.

Weitere Forderungen der GDV sind erhöhte Anforderungen an die Pedelec-Konstruktion und die Bremsen, auch bei Nässe. Bisher werden reguläre Pedelecs unter der DIN für City- und Trekkingräder geprüft. Laut der EU, die die regulären Pedelecs als EPACs bezeichnet, gelten sie als Fahrräder, allerdings müssen sie auch die Maschinenrichtlinie und die EN15194 erfüllen. Forderungen nach erschwerten Prüfbedingungen, wie sie bspw. in der Din+ bestehen, sind umstritten. 

ExtraEnergy testet in seinen Tests regelmäßig die mechanische Sicherheit bei velotech.de nach der DIN, die leider noch nicht alle Pedelecs erfüllen. Ein ausführlicher Bericht zu den Ergebnissen der Bremsentests und weiteren Sicherheitsmerkmalen wie elektro-magnetische Verträglichkeit (EMV) folgt in Kürze im ExtraEnergy-Magazin Ausgabe 3.

(Elektrorad-) Verkehr der Zukunft

In den Niederlanden beginnen mittlerweile Planungen, bei denen nicht nur die gestiegene Zahl der Zweiräder, sondern auch deren erhöhte Geschwindigkeiten berücksichtigt werden. Die Stadt Utrecht plant u.a. sogenannte Speed Cycle Paths, die den Anforderungen schneller Elektroräder gerecht werden und den Verkehrsteilnehmermix entzerren sollen. Klare Kennzeichnung, glatter Untergrund und breite Kurven sind nur einige der Anforderungen.

Geht man in der Zukunft von immer mehr Elektrorädern und immer weniger Fahrrädern und Autos aus - ExtraEnergy schätzt für 2018 Stückzahlen von bis zu 1,6 bis 2,2 Mio - ergibt sich ein insgesamt verändertes Verkehrsbild. Einige Probleme werden sich von selbst erledigen. Andere dagegen müssen in der Tat ganz neu überdacht werden und bedürfen vernünftiger, zukunftsgerichteter Regulierung.

Dass die Versicherer auf Kennzeichen dringen, ist wenig überraschend, da sie mit der bestehenden Versicherungskennzeichenpflicht ohnehin schon mit den Risiken und Haftungsfolgen, aber vor allem Gewinnen der neuen Fahrzeuge konfrontiert sind.

Eine allgemeine Versicherungspflicht für alle Pedelecs, also auch die bis 25 km/h, schösse jedoch über das Ziel hinaus. Gerade die rechtliche Gleichstellung mit Fahrrädern plus ihr Zusatznutzen, denen sie gegenüber den Rädern haben, macht die Pedelecs als neue Verkehrsmittel so erfolgreich.

ExtraEnergy wird sich in Ausgabe 4 des hauseigenen Magazins mit dem Schwerpunkt Sicherheit dem Thema detailliert widmen. Das Heft erscheint zur Bike Expo Messe im Juli 2011.

>> Die Mitteilung des UDV finden Sie hier



Text: Nora Manthey
Bild: Moritz Grünke

08 April 2011

 
 

Termine:

7.-12. September 2021, IAA, München, Testparcours

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