Im Zuge des Herbsttests 2010/2011 besuchten am 25. und 26. Oktober interessierte Vertreter der Industrie das ExtraEnergy Testzentrum in Tanna und die Partnerlabore SLG und velotech.de
Am ExtraEnergy Hauptsitz im thüringischen Tanna laufen dieser Tage die letzten Testfahrten des Herbsttests 2010/2011. Zur zweiten Testeinheit - dem Ergonomietest - gehen die etwa 40 Räder anschließend nach Leipzig. Dort werden sie vom 19. - 21. November 2010 im Rahmen der Touristik & Caravaning Messe auf ihre Funktionalität im Alltagsleben von etwa 100 freiwilligen Testern untersucht. Danach steht die dritte Testeinheit in den Testlaboren von SLG und velotech.de an.
Am 25. und 26. Oktober konnten die derzeit 4 Testfahrer und eine Testfahrerin zum Tag der offenen Tür im Tannaer Testzentrum ausschnaufen. Statt rund 70km Messfahrten zurückzulegen zeigten sie höchst interessierten Besuchern aus der Fahrrad und LEV Branche die Kniffe des ExtraEnergy Testverfahrens. Es fanden Führungen durch das Fahrzeugarchiv in Tanna, Vorträge und Diskussionen zum Marktgeschen und zum Pedelec und E-Bike Test statt.
Streifzug durch die LEV Historie Hannes Neupert, 1. Vorsitzender des ExtraEnergy e.V., ließ es sich nicht nehmen, seine Gäste in aller Ausführlichkeit durch die Sammlung von etwa 600 Fahrzeugen zu führen. Was sich in der ehemaligen Lagerhalle einer Baufirma versteckt, ahnt man kaum: Dicht gedrängt stehen hier frühe Solarkonstruktionen, Bastlergefährte, die ersten Serien-Pedelecs, aktuelle Modelle und neuste Prototypen. Mit Begeisterung und beeindruckendem Detailwissen berichtet Herr Neupert von Erfolgen einzelner Produkte und deckt Probleme in der Produktentwicklung auf, die das ein oder andere Konzept scheitern ließen. Er berichtet von seinen ersten Solarrennen als Schüler, Freunden, die ihrer Zeit mit wegweisenden Konstruktionen weit voraus waren, und Herausforderungen an Produktentwicklung und Gestaltung heute. Dazu gehören nicht nur für Elektrofahrzeuge legale Stecker, fortschrittliche Batterietechnologien, Industriestandards, sondern auch Konzepte für eine öffentliche Infrastruktur. In all diesen Bereichen ist ExtraEnergy aktiv und versucht, nicht zuletzt durch die unabhängigen Tests, die Konsumenten aufzuklären und gleichzeitig als Kommunikatior zwischen Industrie, Handel und Endkunden die Bedürfnisse des Marktes zu vermitteln.
Anschließend stellte Testleiter Andreas Törpsch in einer Vortrags- und Diskussionsrunde den Test, die Messtechnik und die Auswertung der Ergebnisse nach Zielgruppen vor. Die Besucher konnten sich dabei von dem technischen Aufwand überzeugen und die Messtechnik genau unter die Lupe nehmen. In einer geführten Tour über die 14,5km lange Teststrecke konnten sie nicht nur die aktuellen Testräder selbst er-fahren, sondern sich auch ein genaues Bild von der abwechslungsreichen Teststrecke machen.
Den ersten Tag beendete ein gemeinsames Abendessen im Landhotel „Villa am Gutsweg“ in Mühltroff. Bei traditionellen Thüringer Klößen, Gans, Roulade und Hirsch tauschen sich Hersteller, Prüfinstitutionen, Entwickler von Testmaschinen, Trader und Berater aus Deutschland, Spanien, den Niederlanden und China über Erfahrungen, Ziele und Ideen aus.
Besuch bei SLG Am Dienstag stand als erstes die Besichtigung der SLG Prüf- und Zertifizierungs GmbH in Hartmannsdorf bei Chemnitz auf dem Programm. Hier werden alle Räder des ExtraEnergy Tests auf die Sicherheit ihrer elektrischen Komponenten und ihre Normenkonformität überprüft. Das Herzstück des Unternehmens, in dem aufwendige Prüf- und Zertifizierungsverfahren durchgeführt werden, ist eine spezielle Kammer für die Prüfung der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV). Hier wird die elektrische Störanfälligkeit und die Störaussendung der Pedelecs und E-Bikes getestet. Beispielsweise sollte ein Pedelec an der Ampel keinerlei Reaktion zeigen wenn das Handy klingelt. Einige Räder aus dem Frühjahrstest zeigten bei diesem Test noch Verbesserungspotenzial.
Besuch bei velotech.de In Zusammenarbeit mit velotech.de werden die Testräder im Labor in Schweinfurt auf ihre mechanische Stabilität überprüft. Wie sich herausgestellt hat ist dies bei Pedelecs und E-Bikes eine wichtige Sicherheitsprüfung, da die Rahmen durch die Motorkraft, die zusätzlich zur Muskelkraft in viele Richtungen wirkt, höheren Belastungen ausgesetzt ist als bei einem herkömmlichen Fahrrad. Viele Räder sind für diese Belastungen nicht optimal ausgelegt. Inhaber Ernst Brust erklärte die Problematik und führte die Testverfahren an den Prüfständen vor.
GS Prüfungen jetzt angeboten ExtraEnergy, SLG und velotech.de verfolgen mit den elektrischen und mechanischen Sicherheitsprüfungen das Ziel, den Anforderungen entsprechende Räder mit einem GS Gütesiegel zu zertifizieren. Das GS Zeichen ist ein weltweit anerkanntes Sicherheitssiegel, das nun auch LEV-Herstellern dazu dienen soll, ihre Produkte von der Masse abzuheben.
Mit dem ExtraEnergy Test werden einige der für ein GS Zertifikat benötigten Tests bereits durchgeführt. Sind sie bestanden, ist für den Hersteller die Durchführung der GS-Zertifizierung kostengünstiger. Die Entwicklung der GS-Prüfmechanismen durch die genannten Testinstitutionen ist nun abgeschlossen, so dass ab sofort GS Zertifizierungen durchgeführt werden können.
Fotos
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Text und Fotos: Susanne Brüsch
27. Oktober 2010
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